Initiative sieht Südwestumgehung als Irrweg
Brettener Bündnis fordert eine öffentliche Diskussion über die tatsächlichen Zahlen und Ziele
(BNN, 01.04.2021, Hansjörg Ebert)
Bretten. Wie geht es voran mit dem Mobilitätskonzept, das die Stadt im Oktober 2018 auf den Weg gebracht hat? Und wie ist der aktuelle Stand bei den Planungen der Südwestumgehung, die nach Einschätzung der Stadt eine maßgebliche Entlastung vom Durchgangsverkehr bringen soll? Laut Kathrin Breuer und Frank Schneidereit, Sprecher der Bürgerinitiative Verkehrsentlastung Bretten (BIVEB), kommen die Überlegungen für eine neue und nachhaltige Mobilitätskultur für Bretten in eine entscheidende Phase. In einem Pressegespräch informieren sie über den Stand der Planungen, die mehr Lebensqualität durch weniger Verkehr in der Stadt bringen soll.
„Zu den einzelnen Mobilitätsarten wurden große Pakete geschnürt“, informiert Schneidereit. Jetzt warte man auf das Abschlussdokument der Planersocietät, das im Gemeinderat vorgestellt und verabschiedet werden soll. Und dann sei es die Aufgabe der Stadtverwaltung und des Gemeinderats, das Mobilitätskonzept in einer ganzheitlichen Planung fortzuschreiben.
Weniger Autos, mehr und besseren ÖPNV sowie bessere Fuß- und Radwege will die BIVEB in Bretten sehen. Ein Generalthema ist dabei die Ost-West-Verbindung. „Wir sind bei der Fahrradfreundlichkeit immer noch Schlusslicht, doch auch die Fußgänger sollen sicher durch die Stadt kommen, der ÖPNV muss besser werden, das Car-Sharing ausgebaut werden“, nennt Kathrin Breuer nur einige Handlungsfelder. Die Ausweisung der Friedrichstraße als Fahrradstraße sei ein Baustein und ein gutes Zeichen der Stadt – allerdings nur ein Anfang, dem nun noch weitere Schritte folgen müssten. Für die Bürgerinitiative ist der motorisierte Verkehr in der Stadt die größte Herausforderung. 90 Prozent davon sieht die BIVEB als Ziel-, Quell- und Binnenverkehr. „Der innerstädtische Verkehr in Bretten wird von uns selbst verursacht“, sagt Schneidereit. Man benutze für die kleinsten Strecken das Auto, sei es aus Bequemlichkeit oder aus Sicherheitsgründen, um zum Beispiel Kinder zur Schule zu bringen. Der Durchgangsverkehr mache hingegen nur rund zehn Prozent aus.
Die BIVEB bezieht sich dabei auf eine Erhebung vom Juni 2017, doch auch eine jüngere Zählung, deren Ergebnis bald vorliegen soll, dürfte an der Bilanz wenig ändern. Dies ist auch der Grund dafür, warum die Bürgerinitiative von einer Südwestumgehung keine Verkehrsentlastung erwartet. Die BIVEB-Vertreter erinnern daran, dass es sich bei der geplanten Trasse um eine vom Bund finanzierte Planung handelt, die als Ausweichstrecke für die Autobahn eher zusätzlichen Verkehr anziehe, als dass sie Stadt Bretten entlaste.
„Deshalb ist die derzeitige Variante der Umgehung als wirksame und sinnvolle Verkehrsentlastung der Kernstadt ungeeignet und verkehrspolitisch ein Irrweg“, betonen Breuer und Schneidereit unisono. Dies werde aber nicht transparent kommuniziert. Die Bürgerinitiative fordert deshalb eine „offene und öffentliche Kommunikation über die tatsächlichen Zahlen und Ziele einer Umgehung“ und als Entscheidungsgrundlage eine Gesamtbilanz der Maßnahmen, die Entlastungs- und Belastungseffekte sowie Naturverbrauch und Klimaschutzbelange mit einbeziehe.
„Uns ist dabei wichtig, dass auch die Auswirkungen einer Südwesttrasse auf die Frischluftschneise und die FFH-Gebiete mit einbezogen werden“, sagt Breuer. Ebenso, ob der Ortsteil Rinklingen und der Tierpark – wie von der BIVEB im Zuge der Bürgerbeteiligung des Regierungspräsidiums Karlsruhe gefordert – in die Planungen und Abwägungen mit aufgenommen werden. Mit Ergebnissen des Regierungspräsidiums rechnet die Bürgerinitiative in absehbarer Zeit, schließlich sollte das Planfeststellungsverfahren in diesem Frühjahr anlaufen.
„Die Gartenschau funktioniert auch ohne Umgehung.“
Für völlig verfehlt halten es die BIVEB-Vertreter, die Umgehungsstraße mit der Gartenschau zu verbinden. „Die Gartenschau funktioniert ohne die Umgehung“, betont Schneidereit. Die Gartenschau hingegen müsse zwingend mit dem Mobilitätskonzept verbunden werden, weil sich dieses auf den Ziel-, Quell- und Binnenverkehr konzentriere. Darum sei aktuell der Diskurs so wichtig, um die besten Lösungen zu finden.Bei der Stadt sei man gerade dabei, eine Bürgerbeteiligung zum Mobiliätskonzept online auf die Beine zu stellen und über die bisherigen Ergebnisse zu informieren, erklärt Oberbürgermeister Martin Wolff. Wenn möglich noch vor der Sommerpause soll sich dann der Gemeinderat mit dem Thema befassen und auch schon die ersten Umsetzungsschritte beschließen.